Klimaschutz? Prima, aber nicht hier!

Solare Stromerzeugung soll aus der Neckargemünder Altstadt verbannt werden?

Stadt Neckargemünd plant Solaranlagen in der Altstadt zu verbieten

Die Stadt Neckargemünd ist gerade dabei, sich eine Altstadtsatzung zu geben, die die Neuerrichtung von Photovoltaikanlagen in der Altstadt prinzipiell verbietet. Sie haben richtig gelesen: Es wird nicht etwa ein neues, ambitioniertes Förderprogramm aufgelegt, oder auch nur festegelegt, welche Anlagen man haben will und welche nicht. Stattdessen: Strom aus Solarenergie, prima aber nicht bei uns!

Solare Stromerzeugung soll aus der Neckargemünder Altstadt verbannt werden?
Solare Stromerzeugung soll aus der Neckargemünder Altstadt verbannt werden?

Die Altstadtsatzung  legt dies fest und so wurde es gegen die Stimmen der Grünen Fraktion am 19.07.2016  zunächst gebilligt. Seit 19.09.2016 konnte die Bevölkerung Einwände und Widersprüche einreichen. Diese werden derzeit geprüft und wenn sich an den zuletzt zu beobachtenden Mehrheiten im Rat nichts ändert, dann wird dies wohl auch so beschlossen werden.

Wir von Bündnis 90 / Die Grünen halten diese Regelung für nicht zeitgemäß und dringend überarbeitungsbefürftig, einfach weil die Abwägung zwischen wichtigen Gütern wie dem Schutz des historischen Stadtbildes einerseits und der Notwendigkeit, die Energiewende auch bei uns rasch und energisch zu befördern, hier nicht glücklich gewählt scheint.

Neckargemünd gibt sich gerne als Gemeinde, die in Sachen Klimaschutz praktisch ein Vorreiter ist: Die in Passivbauweise errichtete Schule oder das Freibad, das teilweise als Naturbad gebaut wurde, gelten dabei zurecht als wegweisende Projekte. Diese ursprünglich auf Grüne Anregung entstandene, dann aber von einer breiten und überzeugten Mehrheit der Stadträte getragene Vorhaben, stehen für die Einsicht, dass unser Land neue Wege gehen muss, um zu einem zukunftsfähigen Umgang mit unseren Ressourcen und den natürlichen Lebensgrundlagen zu gelangen.
Seit diesen Entscheidungen jedoch ist nicht mehr viel gefolgt und inzwischen erscheint Neckargemünd insbesondere in Sachen Energie als aus der Zeit gefallen: Die Windkraft, nach einhelliger Meinung der Experten ein unverzichtbarer Bestandteil einer bezahlbaren Energiewende, hat in der Politik am Ort außer uns Grünen praktisch kaum Fürsprecher und den Bewohnern im Neubaugebiet in Kleingemünd wurde die Installation von Solaranlagen untersagt. Eine Initiative für eine regenerative Wärmeversorgung der Neckargemünder Weststadt lief vor Jahren ebenfalls ins Leere, nachdem es keinerlei Unterstützung von Seiten der Stadt gab.

Und nun das: Solarenergie, die auch in Deutschland das Potenzial hat, einen beträchtlichen Teil der Storm- und Wärmeversorgung von Privathaushalten zu decken, soll aus der Innenstadt verbannt werden. Soll damit das Bild einer Stadt konserviert werden, das aus einer Vergangenheit stammt, in der von Klimawandel noch nichts bekannt war und in der ohne Bedenken Kohle, Holz und Heizöl verfeuert wurden, mangels Bewusstsein und mangels realistischer technischer Alternativen?

Wir von Bündnis 90 / Die Grünen lehnen das geplante pauschale Verbot von PV-Anlagen in der Altstadt ab. Statt dessen sollen Verwaltung, Bewohnerinnen und Bewohner und Fachleute nach Kompromissen suchen, wie und wo regenerative Energieerzeugung auch in der Altstadt möglich ist, ohne den erhaltenswerten Gesamteindruck der Gebäude über Gebühr zu beeinträchtigen. Vielfach gibt es inzwischen solare Komponenten, die auf den ersten Blick als Ziegel erscheinen. Mancherorts dürfte eine Dachfläche so ausgerichtet sein, dass das Stadtbild keinen Schaden nimmt. Und selbst wo eine Anlage sichtbar wäre, stünde sie für eine Stadt, die die Energiewende angeht und die Zeichen der Zeit erkannt hat, statt eine Vergangenheit einzufrieren, die nicht mehr als Vorlage für unsere Zukunft gelten kann.

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