Schneller Mobilfunk ist Teil der Daseinsvorsorge

Margit Stumpp (MdB) bei den Neckargemünder Gesprächen zum Thema 5G

Prall gefüllt mit Fakten und Kenntnissen war der Vortrag von Margit Stumpp, der Expertin für Digitale Infrastruktur der Grünen Bundestagsfraktion, am vergangenen Mittwoch bei den Neckargemünder Grünen. Stumpp, die selbst einen technisch-naturwissenschaftlichen Hintergrund hat, nahm ihr Publikum mit auf eine Reise, die von den physikalischen Grundlagen der Informationsübertragung mit elektromagnetischen Wellen über die Evolution der technischen Standards im Mobilfunk bis hin zu Fragen nach Sicherheit und den Sorgen vor möglichen Strahlenbelastungen führte. Als Expertin zu diesem Thema ist Stumpp derzeit sehr gefragt und ständig im Einsatz, die anstehenden Entwicklungen sowie den Grünen Blick darauf in Vorträgen zu erläutern.

Die Frage nach möglichen Gesundheitsgefahren, die bei diesen Veranstaltungen stets mit im Raum schwebt, beantwortete die Vortragende ausführlich und erläuterte, die derzeitige Studienlage liefere keine Hinweise auf Gesundheitsgefahren. „Gerade die gutgemachten Studien, die methodisch sauber und empirisch arbeiten, geben an dieser Stelle Entwarnung.“ Zudem gelte: Das eigene Endgerät, also das Smartphone, strahle intensiver als der Mobilfunkmast. Man habe es als Nutzer:in also quasi auch selbst in der Hand, wie man damit umgehe. Stumpp selbst gab zum Beispiel an, ihr Gerät nachts nicht direkt am Bett zu haben. Außerdem würden die möglichen Wirkungen der beim Mobilfunk derzeit in der Praxis verwendeten Frequenzen zum Teil seit Jahrzehnten untersucht – zwar sei der Mobilfunkstandard 5G neu, aber die Frequenzen seien über Jahrzehnte beim analogen Fernsehen verwendet worden. Forschungsbedarf gebe es aber dennoch, da der Standard 5G in Zukunft auch mit bislang noch nicht verwendeten höheren Frequenzbereichen eingesetzt werden soll, die noch nicht in derselben Breite untersucht worden seien.

Dass schneller Mobilfunk prinzipiell ein wichtiger Teil der Infrastruktur des Landes sein muss, stand für sie außer Frage: „Die Mehrheit der Menschen will Mobilfunk nutzen.“ In einer Abwägung über die Prioritäten beim Ausbau sollte man nach ihrer Meinung aber zunächst die flächendeckende Versorgung mit LTE vorantreiben, da gebe es immer noch zu viele weiße Flecken. 5G bringe den privaten Nutzer:innen derzeit gar nicht so viel Zusatznutzen, sondern sei eher für industrielle Anwendungen von großer Bedeutung. Beim Ausbau der Infrastruktur generell sollte man jedoch, wo immer möglich, auf offene Standards und Schnittstellen setzen. Eine Favorisierung von proprietären Systemen dagegen fördere die Abhängigkeit ganzer Länder von einzelnen Herstellern (Stichwort Huawei) und sei nicht in unserem Interesse.

In der Diskussion im Anschluss an ihren Vortrag hatte Margit Stumpp dann erneut eine Reihe von Fragen zu möglichen Konsequenzen von Mobilfunk für die Gesundheit zu beantworten. Zur weiteren Reduktion möglicher Belastungen sprach sie sich dabei beispielsweise dafür aus, auch national Roaming zum Regelfall zu machen, da dabei die Zahl der zu errichtenden Masten und der Antennen reduziert werden könne. Es gäbe zwar inzwischen eine Zusammenarbeit unter den Anbieter, aber immer noch würden viel zu häufig parallele Strukturen aufgebaut. Auch sei in den allermeisten Fällen die Mobilfunkversorgung bereits mit Strahlungsleistungen gesichert, die um ein Zehn- bis Hundertfaches unter den geltenden Grenzwerten läge. „Das sollte man zum Anlass nehmen, die Grenzwerte, die im europäischen Vergleich rel. hoch sind, abzusenken“, so ihre Empfehlung.

Alles in allem erlebten die Teilnehmenden einen dichten, überaus informativen Vortrag der Expertin Margit Stumpp, die bei den geäußerten gesundheitlichen Bedenken sachliche, differenzierte Informationen geben konnte und sich gleichzeitig als Vertreterin des Vorsorgeprinzips bekannte, die ihr eigenes Endgerät lieber in der Handtasche statt direkt am Körper trage.

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