Im kleinen Kreis konnten wir am Mittwochabend 5.6. über ökologisches Bauen und Wohnen, Wärmeversorgung und sozialen Wohnungsbau diskutieren.
Nahwärmenetz Kleingemünd – Was können wir lernen und besser machen?
Schon auf dem großzügigen Parkplatz an der Eisenbahnbrücke kam die Frage auf, wie das hiesige Nahwärmenetz in Kleingemünd besser genutzt werden könnte. Adam Zietak, seines Zeichens Fachingenieur für Wärmeplanung, wusste zu berichten, dass das Nahwärmenetz leider nicht, wie ursprünglich geplant mit Holzhackschnitzeln, sondern größtenteils konventionell mit Gas betrieben wird. Der Grund: Die Abnahmemengen sind unterjährig zu gering, nur in der Heizperiode ist ein Grundlastbetrieb der Holzhackschnitzelanlage überhaupt wirtschaftlich sinnvoll. Unterschiede in der Technik und der Wartung der Kessel machen die Nahwärme aus Gas im Moment zur attraktiveren Lösung. Jahre nach der Errichtung des Neubaugebiets Kleingemünd 1. Abschnitt müssen wir uns also fragen, wie wir hier zu effizienteren Lösungen kommen und wie man das bestehende Netz zukunftsfähig nutzen kann. Denn der Gasbetrieb ist kann allenfalls eine Übergangslösung sein und ist derzeit für die Abnehmer weder günstig noch klimafreundlich.
Eine mögliche Antwort könnte eine Nachverdichtungsplanung für Kleingemünd in räumlicher Nähe sein. So könnte mittel bis langfristig die Abnahmekapazität und damit die Wirtschaftlichkeit des Nahwärmenetzes erhöht werden. Der Bedarf für Wohnung ist in jedem Fall gegeben. Auch eine kleine Flusswärmepumpe wurde im Gespräch vorgeschlagen, um die Grundlast zu übernehmen.
Weiter geht’s: Neckargemünd – Stadt der Supermärkte?
Kritisch betrachten die Spazierenden die versiegelten Flächen rund um die Supermärkte. Alle stimmen überein: Hier wurden wichtige Chance verpasst für ausreichende Begrünung oder eine energetische Nutzung zu sorgen. Die Folge: Im Sommer wird die Hitze extrem und gerade ältere Menschen, die hier einkaufen sind der Sonne schutzlos ausgesetzt.
Das Thema Flächenversiegelung wird diskutiert: Hier wurde viel Bauland eingenommen, um Parkplätze zu schaffen. „Dabei werden diese Supermärkte stark von den nachgelagerten Gemeinden im Neckartal genutzt“, gibt ein Teilnehmer zu bedenken. Auch die nachteiligen Auswirkungen der Vollsortimenter auf die lokalen Geschäfte wird dabei kurz gestreift.
Zweiter Bauabschnitt Kleingemünd – brauchen wir das überhaupt?
Die Vorstellung, dass die lebendige Streuobstwiesen- und Heckenlandschaft weichen muss, bereitet den meisten Teilnehmenden deutliches Unbehagen. Die Nachverdichtung innerhalb der jetzigen Siedlungsstruktur scheint der naheliegende Schritt zu sein, um Wachstum dennoch zu ermöglichen und der Wohnraumknappheit entgegenzuwirken. Die lockere Bauweise des ersten Bauabschnitts wird aus heutiger Perspektive kritisch gesehen. Auf dieser Fläche würde man heute wesentlich mehr Dichte und damit mehr Wohnraum fordern.
Wie können wir besser bauen?
Wenn schon bauen, dann klima-gerecht bauen! Diese Überzeugung verfolgt Felix Konrad sowohl beruflich als auch privat. Dabei gilt es zunächst den Ansatz auf der Nutzungsebene zu suchen: Nutzen, was schon da ist. Klingt einfach, erfordert aber Kommunikation, Austausch und Akteurinnen und Akteure, die auch bereit sind, unkonventionelle Räume zu akzeptieren.
Der nächste Schritt ist die Ertüchtigung vorhandener Räume, das Bauen im Bestand. Erst wenn die Räume an ihre Kapazitätsgrenzen kommen, ist ein Neubau – mit Weitsicht geplant – vertretbar. Dabei gibt er zu bedenken: Baustoffe können in ihrer Produktion Kohlenstoff emittieren – oder sie können zu Kohlenstoffspeichern werden. Insbesondere biobasierte Baustoffe bieten hier neue Potentiale um energieintensive Materialien wie Zement oder Steinwolle zur reduzieren.
„Wir haben die Chance, dass unsere Gebäude nicht mehr beschleunigend auf die Krise wirken, sondern Teil der Lösung werden“, ist Felix überzeugt.