Am 27.05.2025 stand in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats das Thema Jugendarbeit und Jugendbeteiligung in Neckargemünd auf der Tagesordnung, nachdem wir dies immer wieder eingefordert hatten. Konkret geplant ist ein Jugendforum im Oktober für alle Jugendlichen zwischen der 7. und 10. Klassenstufe. Wir haben uns in einem eigenen Beitrag dazu geäußert und einige Fragen gestellt:
Politische Themen haben (der baden-württembergischen Jugendstudie aus dem Jahr 2024 zufolge) für Jugendliche einen hohen Stellenwert. Allerdings sehen sie keine Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. Jugendliche möchten sich demnach aktiv beteiligen, vertrauen aber den politischen Institutionen (konkret erlebbar die Stadt, in der sie aufwachsen) nicht mehr. Die heutigen Jugendlichen sind die Zukunft von morgen. Die Samen, die wir jetzt säen und nähren, entscheiden mit, in welcher Welt wir morgen leben. Es ist zutiefst erschreckend, dass sich immer mehr junge Menschen zu verschwörungstheoretischem und rechtem Gedankengut hingezogen fühlen. Dazu muss man gar nicht erst auf die rechtsextremistischen Netzwerke, in denen vor allem junge Männer unter 20 Jahren aktiv sind, schauen. Diese Tendenzen gibt es im Ansatz bereits in Neckargemünd. Wir dürfen hier nicht länger tatenlos zusehen. Es ist jetzt an uns, die Vorteile und Stärken der Demokratie den Jugendlichen erfahrbar zu machen. Zur Demokratie gehört ganz entscheidend: Mitbestimmung, Diskutieren, nach Konsensen (nicht schnellen Lösungen) suchen, Minderheiten mitzudenken. Demokratisches Denken und Handeln muss man lernen. Und wo könnte dies besser gelernt werden als ganz konkret an dem Ort, an dem man lebt, ausgehend von den eigenen Ideen und Interessen mit und durch die Institutionen, die den demokratischen Staat repräsentieren: die Stadt selbst.
Die Stadtverwaltung ist nach §41a der Gemeindeordnung dazu verpflichtet, Jugendliche bei Planungen und Vorhaben, die diese betreffen, angemessen zu beteiligen. Dieser Pflicht kommt sie nun in Form des Jugendforums nach. Hier sollen die Jugendlichen in Themengruppen, die von Mitarbeiter:innen der Verwaltung geleitet werden, eine eigene „Gemeinderatsvorlage“ erarbeiten und später im Plenum über die Priorisierung von Projektideen beraten. In einem vorbereitenden Treffen werden sie über das Jugendforum selbst sowie die Aufgaben des Gemeinderats informiert. Außerdem wird es die Möglichkeit zur offenen Diskussion geben. Dies begrüßen wir sehr, da wir uns eine echte Mitbestimmung der Jugendlichen wünschen.

Neben der Jugendbeteiligung fehlt es der Stadt an einem Konzept und Angeboten für Jugendliche über die Vereine hinaus. Wo können Jugendliche Sport treiben? Wann gibt es wieder einen Jugendtreff? Welche mittel- bis langfristigen Ziele verfolgt die Stadt in Bezug auf das Thema Jugend?
Wir platzierten das Thema „Jugendarbeit und -beteiligung“ kontinuierlich im Gemeinderat – sowohl in Form von Anfragen als auch in Form zweier Haushaltsanträge. Zum einen forderten wir Gelder für die schnellstmögliche Sanierung des Alten E-Werks als potenziellen Jugendtreff. Diese dachten wir zusammen mit einer Jugendsozialarbeiter:innen- Stelle, um nicht nur bauliche, sondern auch pädagogische Konzepte in die Planungen einfließen zu lassen. Ersteres konnten wir in den Haushalt einbringen, die Gelder für die Sozialarbeiter:innen- Stelle haben mir mit einer Verpflichtungserklärung für 2026 festgeschrieben.
In der vergangenen Sitzung sagte uns nun Bürgermeister Seidel zu, bis Weihnachten 2026 eine „vollständige aktive Jugendarbeit“ mit Räumen und einem/r Sozialarbeiter:in auf die Beine zu stellen. Dies freut uns sehr!
Jugendliche wollen sich einbringen mit ihren Ideen und Fähigkeiten. Sie möchten sich ausprobieren, austauschen, auspowern. Mit ihrer Sicht auf die Welt, ihrer Energie, ihren Fragen sind sie unverzichtbar und wertvoll für die Zukunft unserer Stadt. Denn nur wer heute lernt, dass er mitgestalten und Wandel bewirken kann, wird sich auch morgen engagieren. Wir möchten im Gemeinderat weiterhin dafür sorgen, dass Jugendliche mit ihren Ideen, Wünschen und Themen gesehen und gehört werden.
Hannah Scheibe, Stadträtin Neckargemünd