Den Auftakt machte Alfons L. Ims mit seinem vielbeachteten Buch: „Eine ‘asoziale‘ Pfälzer Familie“
Die freundliche Begrüßungsformel: „Schön, dass Sie alle da sind“, bekomme hier und jetzt noch einmal eine ganz neue Wertigkeit, so Ilka Schlüchtermann in ihren einleitenden Worten am 26. Februar beim politischen Brunch des Grünen Ortsverbandes. Eingeladen hatte sie Alfons L. Ims, der in zehnjähriger Recherchearbeit seine umfängliche Familiengeschichte nun in Buchform präsentierte. Nach „den rassenhygienischen“ Vorgaben des NS-Regimes hätte Ali, wie der in Neckargemünd lebende Autor genannt wird, und den Ilka Schlüchtermann aus dem Asylkreis Neckargemünd kennt, niemals geboren werden dürfen – seine Eltern hatten den Stempel „schwachsinnig“ und „moralisch minderwertig“ aufgedrückt bekommen, aus einer kinderreichen Familie in ärmlichen Verhältnissen wurde im NS-Sprachgebrauch eine ‘asoziale Großfamilie’ , für die Absonderung und Fürsorgeerziehung für die Kinder das probate Mittel waren, Zwangssterilisation statt Mutterkreuz.
„Es ist eine Zumutung für Sie“, so Ims selbst, denn er hat mit authentischen Zeugnissen eine detaillierte Spurensuche aufs Papier gebracht, die bisher eher unbeachtete stigmatisierte Menschen, die als deutsche „Volksschädlinge“ abgestempelt wurden, in den Fokus rückt: Einem Vater von 10 Kindern wird aufgrund seiner „Separatisten-Tätigkeit“ jede staatliche Unterstützung verwehrt, die Familie lebt fortan im Armenviertel Kalkofen in Kaiserslautern, die rassenideologische Verfolgung durch die Nationalsozialisten ist nicht mehr aufzuhalten.
Die Zuhörer und Diskutanten im vollbesetzten Jakobssalon wurden mit mit einer abgründigen, menschenverachtenden Familienchronik konfrontiert, die Ali mit Originalzitaten (gelesen von seiner Frau Lore und Ilka Schlüchtermann) gespickt hatte und die den einen oder die andere nach dem zweistündigen Vortrag nahezu sprachlos zurückließ.
Durch das vom Ortsverband der Grünen initiierte Format ‘Brunch und Politik’ und das angenehme Ambiente im Jakobssalon von Hermino und Henriette Katzenstein konnte die angespannte Stimmung anschließend in einer Frage- und Diskussionsrunde etwas erleichtert werden, verdrängte Fragen wurden ausgesprochen, die eigene Familiengeschichte thematisiert.
Alfons Ims’ Buch wurde mittlerweile vielfach besprochen und rezensiert:
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