Größte Demo in Neckargemünd seit Jahrzehnten

Bei „Nie wieder ist Jetzt“ am 13. April gehen ca 500 Menschen für Demokratie und eine offene tolerante Gesellschaft auf die Straße.

Neckargemünd ist kein Platz für Rechtsextremisten und ihre wirren Ideen – das machten hunderte Menschen mit einem Demozug vom Bahnhof zum Marktplatz deutlich. Nachdem „Nie wieder ist jetzt“ Veranstaltungen in der Region bereits in großer Zahl stattgefunden hatten, nutzen die Menschen in der Stadt die Gelegenheit, auch hier ein deutliches Zeichen zu setzen.

Auf Initiative der Neckargemünder Grünen war ca. vier Wochen zuvor ein Termin angesetzt worden und spontan hatten sich viele unterschiedliche Gruppen in der Stadt angeschlossen und ihre Mitwirkung zugesagt: Angefangen bei der Stadt Neckargemünd selbst, den Gemeinderatsparteien CDU, SPD, FW, den beiden großen Kirchen und vielen Vereinen gab es umgehende Unterstützung bei der Planung und Durchführung der Veranstaltung. Diese Breite war sicher auch mit ausschlaggebend, dass zum Stichtag eine so große Menge von Teilnehmerinnen und Teilnehmern zusammenkam, die jenseits von Parteipolitik und angelaufenem Wahlkampf die gemeinsame Ablehnung rechtsextremer Strömungen ausdrücken wollten.

Beim Sammeln am Bahnhof Neckargemünd stimmte Sound n Pepper die Menschen mit Musik ein: „Die Gedanken sind frei!“ und „Hymn“ luden zum Mitsingen ein. Um 15:00 setzte sich der Zug in Bewegung und spazierte über die Bundestraße und die große Kreuzung in die Altstadt hinein zum Marktplatz. Hier wurde die Demonstration begleitet von der Trommelgruppe von Rhythm of Resistance aus Heidelberg. Auf dem Marktplatz nahm die Trommelgruppe der Arche Neckargemünd die Ankommenden in Empfang und lieferte afrikanische Trommelklänge ab.

Bühne frei

Nach Begrüßung durch Versammlungsleiter Stefan Geißler bekamen Bürgermeister Frank Volk, Hermino Katzenstein (MdL Grüne), Moritz Oppelt (MdB CDU), Arno Jakobs (FW) und Jens Hertel (SPD) das Wort und setzten jeweils eigene Akzente: Volk betonte die Einigkeit in der Stadt in der Entschiedenheit bei der Verteidigung der Demokratie. Katzenstein mahnte „Nie wieder“ sei nicht nur jetzt, sondern auch morgen und übermorgen – eine Daueraufgabe. Oppelt rief zu entschlossenem Eintreten gegen Antisemitismus auf, der sich zuletzt aus unterschiedlichen Richtungen wieder verstärkt in Deutschland zeige. Arno Jakobs erinnerte an den SS-Massenmörder Karl Jäger, der nach dem Krieg viele Jahre unbeachtet in Neckargemünd untergeschlüpft war. Jens Hertel richtete den Blick auf die unterschiedlichen Herausforderungen für liberale Demokratien, die nicht nur durch Rechtsextremismus sondern auch durch Fake-News drohen.

Die Aktivistin Elke Messer-Schillinger von AfD-Watch Heidelberg mahnte, durch Ignorieren lasse sich das Problem nicht lösen und die AfD nicht wieder aus der politischen Landschaft zurückdrängen. Gerade auf der Kommunalen Ebene seien wir alle daher gefordert, für unsere Werte sichtbar einzustehen. Zum Abschluss riefen Petra und Andreas Hasenkamp von der evangelischen Kirche zusammen mit Stephanie Müller von der katholischen Kirche die berühmte Rede „I have a dream“ von Friedensnobelpreisträger Martin Luther King in Erinnerung und luden die Anwesenden zum symbolischen Knüpfen eines Netzes der Toleranz am Rande des Marktplatzes sein.

Gelungene störungsfreie Veranstaltung

Das Organisationsteam konnte sich abschließend über einen gelungenen Ablauf freuen. Ohne Störungen, Provokationen oder sonstige unerwünschte Vorkommnisse fand die Veranstaltung ihren Abschluss. Dank der Spendenfreude der Anwesenden konnten nicht nur die Auslagen für Plakate (professionelle Gestaltung: Jens Hertel) und weitere Vorbereitungen gedeckt werden, sondern sogar ein erkleckliches Plus eingesammelt werden, das nun absprachegemäß als Spende an die Tafel Neckargemünd geht.

Neckargemünd stand an diesem Tag zusammen und machte klar, was hier am Ort nicht gebraucht wird: Intoleranz, Hass und Gleichgültigkeit gegenüber der Bedrohung durch Rechtsextremismus haben hier nichts zu suchen.

Berichterstattung der RNZ über die Veranstaltung hier und hier.