Grüne Ideen für zukunftsfähige Arbeit vor Ort
Neckargemünd (TS). Zu einem „Frühlingsspaziergang“ zum Thema „Zukunftsfähiges Gewerbe fördern“ hatten am 15. Mai die Grünen Neckargemünd mit dem langjährigen Stadtrat Thomas Schmitz und der Gemeinderatskandidatin Anna Haraldsson in die Güterbahnhofstraße eingeladen. Gekommen war eine kleine Schar Interessierter, darunter auch der fraktionslose Stadtrat Giuseppe Fritsch. Wegen des Regenwetters fand dieser Rundgang hauptsächlich in der Güterbahnhofstraße statt, es kamen aber alle Gewerbegebiete und ihre Zukunftsaussichten zur Sprache.
Die Neckargemünder Güterbahnhofstraße mit Blick auf fehlgenutzte städtische Gewerbegrundstücke. Foto: Schmitz
Gleich zu Beginn stellte Schmitz seine zentrale These auf, die er dann mit einer Vielzahl von Beispielen belegte: Die Stadt Neckargemünd engagiere sich nicht im Geringsten, der Wirtschaft, dem lokalen Handwerk und zukunftsträchtigen Neuansiedlungen ausreichend Flächen zur Verfügung zu stellen, um hochwertige Arbeitsplätze am Ort zu schaffen, wichtige Infrastruktur zu erhalten und nicht zuletzt von den Gewerbesteuern zu profitieren. Stattdessen werden seit Jahrzehnten immer wieder gewerblich nutzbare Grundstücke in Wohnfläche umgewandelt, weil die sich leichter vermarkten lässt. Oder es werde kostbare Gewerbefläche für die Ansiedlung von Supermärkten verschenkt, von denen wir schon lange mehr als genug haben und die unserer Stadt keinen Nutzen bringen. Denn nur die großen Handelsketten sind bereit, die astronomischen Grundstückspreise zu bezahlen, die von den Spekulanten aufgerufen werden. Während z.B. in Heidelberg Supermärkte „auf der grünen Wiese“ inzwischen tabu sind und nur noch kombiniert mit Wohnungen oder anderem Gewerbe zugelassen werden, lässt man die großen Handelskonzerne in Neckargemünd gewähren.
Möglich wurde diese bedenkliche Entwicklung, weil bisher außer den Grünen kaum ein Gemeinderat den Mut hatte, sich diesem Weg des geringsten Widerstands gegen die offenkundigen Profitinteressen Weniger entgegenzustellen. Stets wurde damit argumentiert, dass man ja im engen Neckargemünd keine attraktiven Gewerbeflächen habe, nur um dann, wenn welche frei wurden, diese eiligst wieder aus dem Verkehr zu ziehen. Entgegen ausdrücklichen Beschlüssen des Gemeinderats behindert die Stadtverwaltung die Vermarktung gewerblicher Immobilien, indem diese für eigene Lagerzwecke, zur Unterbringung von Geflüchteten oder als leere Parkplätze missbraucht werden. Schmitz zählte, unter kenntnisreicher Ergänzung von Altstadtrat Fritsch, zahlreiche Beispiele für seine These der Passivität und des Desinteresses der Stadtverwaltung an gewerblicher Entwicklung auf, die schon zur Abwanderung zahlreicher Betriebe (zuletzt ECM und Wolkenseifen) geführt habe. Die „Tatorte“ verteilen sich über das ganze Stadtgebiet, etwa gleich vor Ort in der Güterbahnhof- und Bahnhofstraße, im Neubaugebiet Kleingemünd, auf dem Gelände an der B45, in der Dilsberger Straße, beim Bauhof, am Stadttor, im Kalkbrunnen, in der Kriegsmühle und nicht zuletzt in der Altstadt, wo es noch immer kein Konzept gibt, dem Ladenleerstand zu begegnen.
Grüne Ideen
Dabei verfügt Neckargemünd über ein großes Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften, befindet sich in einer von Deutschlands dynamischsten Wachstumsregionen, wo gerade mit der Uniklinik HD/MA ein international bedeutsames Medizincluster entsteht, ist verkehrstechnisch bestens angebunden und könnte von der Nähe zur Unistadt Heidelberg mit seinen zahlreichen Start-ups und aufstrebenden Techfirmen wie Aleph Alpha und Verivox sowie seiner regen Kreativwirtschaft erheblich profitieren.
Deshalb muss nach grüner Vorstellung die Stadt Neckargemünd nun in Vorleistung gehen, private gewerbliche Flächen aufkaufen und vergünstigt zusammen mit den eigenen Flächen zur planmäßigen Firmenansiedlung zur Verfügung stellen. Dabei sollen die verfügbaren kleineren Gewerbegrundstücke überall in der Stadt an die vielen kleinen Handwerksbetriebe gehen, die sich erweitern wollen, während die Grünen dazu raten, das große Grundstück an der B45 zusammen mit Investoren für die langfristige Ansiedlung einer Techfirma zurückzuhalten.
Die bestehenden Handelsmärkte sollen überzeugt werden, ihre Verkaufshallen z.B. mit Wohnungen oder Gewerbeflächen aufzustocken und die großen Parkplätze mit Solarpaneelen zu überdecken. In der Neckargemünder Altstadt und den Ortszentren soll durch ein Popup-Konzept der Leerstand bekämpft werden, bei dem die Stadt verfügbare Geschäfte langfristig anmietet und sie Interessenten probeweise für kurzfristige Nutzungen anbietet. Wenn sich deren Konzept bewährt, tritt die Stadt zurück – und wir haben wieder einen Laden mehr für die Versorgung der Menschen und für ein schönes Einkaufserlebnis.