2. Neckargemünder Klimamesse im Schulzentrum

Bei den 2. Neckargemünder Klimaschutz- und Energietagen am 13.-14. Oktober unter dem Motto „Klimaschutz rund ums Haus“ gab es viele spannende Vorträge und eine lokale Handwerksmesse.

„Der Klimawandel droht nicht in ferner Zukunft, er ist hier und heute. Was kann ich tun, um mein Zuhause klimafest zu machen? Wie kann ich persönlich von erneuerbarer Energie profitieren? Welche Materialien sind für die Sanierung zu empfehlen?“ Solche Fragen und vor allem die dazu gehörenden Antworten und präsentierten Lösungen bestimmten die 2. Neckargemünder Klima- und Energietage am 13. und 14. Oktober unter dem Motto „Klimaschutz rund ums Haus“ in der Heidelberger Nachbarstadt. Veranstalter waren die Stadt Neckargemünd sowie das Neckargemünder Schulzentrum mit Realschule und Gymnasium in Kooperation mit dem ehrenamtlichen Klimaschutzbeirat der Stadt, dem gemeinnützigen natureplus e.V. und einem Stadtteilverein. natureplus beteiligte sich erstmals an der Organisation dieser Veranstaltung und gestaltete das Programm aktiv mit.

In Neckargemünd entstehen einer Analyse zufolge 59 Prozent der Treibhausgase in den privaten Haushalten für Wärme und Strom, wichtigste Emittenten sind Heizöl und Erdgas. Die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energieträger ist daher die zentrale Herausforderung der nächsten Jahre und Jahrzehnte vor Ort. Zugleich sind in Neckargemünd die meisten Wohngebäude vor 1980 errichtet und benötigen meist zu viel Energie, um es im Winter warm und im Sommer kühl zu haben. Neben der Heizungsart sind die Materialien, mit denen gebaut und saniert wird, entscheidend für den CO2-Fußabdruck und dafür, dass man sich letztlich zu Hause wohlfühlen kann. Unter dem Gesichtspunkt des Ressourcenverbrauchs und für die Bewahrung unserer heimischen Umgebung ist es vernünftiger, zu sanieren und umzubauen als abzureißen und neu zu bauen. Dafür empfehlen sich klimapositive Materialien. Bei der Realisierung helfen Förderprogramme, die oft wenig bekannt sind. Diese Erkenntnisse zu vermitteln, war das Ziel des starken Engagements von natureplus vor Ort am Sitz seiner Geschäftsstelle.

Der Freitag

Der Freitagnachmittag und -abend standen ganz im Zeichen der beiden Schulen und des Wissenschaftsjournalisten Jakob Beautemps. Er ist häufig in der ARD als Moderator von Wissenssendungen für Jugendliche wie dem Tigerenten-Club zu sehen, bekam mit „Science for Future“ ein eigenes Doku-Format in der ARD Mediathek und hat auf dem Videoportal Youtube einen Kanal mit dem Titel „Breaking Lab“, den über 590.000 Menschen abonniert haben.

Beautemps nahm sich zwei Stunden Zeit, um das Schulgebäude, die größte Passivhaus-Schule Deutschlands, zu besichtigen und mit den Oberstufenschülern des Gymnasiums zu diskutieren. Anschließend hielt er den Eröffnungsvortrag mit dem Titel „Zukunft gemeinsam gestalten – Mit Technologie gegen die Klimakrise“. Darin zeigte er, welche Möglichkeiten derzeit zur Verfügung stehen, einer weiteren CO2-Anreicherung in der Atmosphäre zu begegnen. Beautemps ließ das Publikum in Neckargemünd anhand von eingespielten Videos an seinen Exkursionen teilhaben. Seine drei Regeln im Umgang mit den Themen Klimawandel und Klimaschutz lauteten: „Wandel braucht Zeit“, „Es gibt keine einfachen Lösungen“ und „Aufklärung“. Wie bei einem Puzzle werde es viele Teile benötigen, um im Gesamtbild wirksam eine Verringerung der CO2-Konzentration zu erreichen.

Klimamesse am Samstag

Am Samstag konnten sich die zahlreichen Besucherinnen und Besucher den ganzen Tag durch eine Fachmesse mit zahlreichen Firmen und Institutionen und ein spannendes Rahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Mitmachaktionen informieren und inspirieren lassen. Die Infostände der beratenden Institutionen wie beispielsweise den regionalen Energieberatern, der Bürgerenergie-Genossenschaften aus der Region, dem BUND oder der örtlichen Schornsteinfeger waren in den Schulfoyers untergebracht, ebenso die Präsentation mehrerer Schulprojekte zum Thema. Die lokalen Handwerksfirmen, Solarteure, Heizungsbauer und Baustofflieferanten mit natureplus-geprüften Dämmstoffen wie GUTEX und STO sowie Kalkputzen und Lehmbaustoffen waren in Zelten, Anhängern und Ausstellungstrucks im Schulhof zu finden. Mehr als 20 Firmen und Institutionen beteiligten sich und informierten zudem über freie Ausbildungsplätze.

Vortragsprogramm

In der Schulaula und in den Musikräumen von Gymnasium und Realschule fand ein anspruchsvolles Vortragsprogramm mit 18 Präsentationen auf drei Bühnen parallel statt. Eröffnet wurde der Reigen durch einen Vortrag von Judith Ottich von Architects for Future zum Thema „Bauwende jetzt!“, die auf die überragende Bedeutung des Bausektors für den Klimaschutz hinwies und für den Erhalt und Umbau des Gebäudebestands warb.

Landrat a.D. Bertram Fleck aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis berichtete, wie sich die Energiewende in seiner Region positiv auf die Regionalentwicklung ausgewirkt hat. Die Klimaschutz- und Energieberatungsagentur Rhein-Neckar informierte über energetische Gebäudesanierung und die aktuell geltenden Förderungen von Bund und Land und auch natureplus-Geschäftsführer Tilmann Kramolisch hielt einen Vortrag zum Thema „Nachhaltige Baustoffe im Überblick: Wie Holz und Co. uns dabei helfen, das Klima zu retten“. Daneben gab es Vorträge von Mieterverein und von „Haus und Grund“ zur aktuellen Rechtslage des GEG und den Auswirkungen auf die jeweilige Klientel, praktische Referate z.B. zur ökologischen Sanierung von Feuchteschäden oder zur optimalen Nutzung von PV-Anlagen und Informationen über Geldanlage-Möglichkeiten etwa in der lokalen Bürgerenergiegenossenschaft, zudem Workshops zum Bauen mit Stroh und Lehm.

Das ganze Vortragsprogramm und viele einzelne Präsentationen können jetzt von der Internetseite der Stadt Neckargemünd heruntergeladen werden (Link). Die für die Besucher kostenfreie Veranstaltung wurde neben dem ehrenamtlichen Engagement vieler Neckargemünder Bürger und dem großen Einsatz der städtischen Klimaschutz-Mitarbeiterinnen ermöglicht durch einen Zuschuss der Stadt und einer lokalen Stiftung sowie durch das Sponsoring der Stadtwerke und der lokalen Geldinstitute. Eine durchaus nachahmenswerte Veranstaltung, die eine größere öffentliche Wahrnehmung über Neckargemünd hinaus verdient hätte. In zwei bis drei Jahren, wenn die kommunale Wärmeplanung in Neckargemünd abgeschlossen ist und in die Umsetzung geht, wird es sicher eine Wiederholung geben.

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